Abstieg hinein in Victoria bei "Paolo's Plunge"


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Mit dem Abklingen des Staubsturmes, der seit Ende Juni 2007 die Existenz des Rovers ernsthaft bedroht hatte, konnte das eigentliche Programm nun endlich weiter fortgeführt werden: der Abstieg in den Krater Victoria. Anfang September 2007 klärte sich der bis dahin verdunkelte Himmel über Opportunity langsam wieder beständig auf und damit stieg die Energieausbeute der Solarpaneele des Rovers wieder auf Werte um 350 Wh/Tag an. Der sich abschwächende Sturm beförderte nun grosse Staubmengen aus der Atmosphäre zurück auf den Boden und damit auch auf den Rover. Anfang September wurde sich darauf konzentriert, den Staub wieder aus den verschiedenen Instrumenten des Rovers zu entfernen. Bis um den 10. September herum hatte man damit mehr oder weniger Erfolg. Durch die bei der Einfahrt in Victoria erfolgende Schrägstellung des Rovers würde die Ausrichtung zur Sonne verbessert und damit eine weitere Verbesserung der Energieausbeute erwartet.

Am 11. September 2007 war es dann soweit. Der Rover fuhr etwa 4 m weit in den Krater hinein, bis alle 6 Räder im Kraterinneren waren. Danach wieder zurück, um die Griffigkeit des Untergrundes zu testen. Hierbei wurde wegen leichtem Durchdrehen der Räder nur eine rückwärtige Wegstrecke von 3 m erreicht, so dass Opportunity mit den beiden Vorderrädern im Krater verblieb. Dies erschien akzeptabel und der eigentliche Abstieg in den Krater bei dem nun "Paolo's Plunge" getauften Einstiegspunkt wurde für die nächsten Tage beschlossen.

Die Abbildung 1 auf dieser Seite zeigt die Sicht der vorderen Navigationskamera zu diesem Zeitpunkt:

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Abb. 1: Blick in den Krater nach dem Griffigkeitstest am Victoria Kraterrand bei Paolo's Plunge

Am 13. September 2007, an seinem Sol 1293 auf der Marsoberfläche fuhr der Rover dann 6 m weit in den Krater hinein. Das nächste Bild zeigt den Blick der vorderen Navigationskamera von Opportunity. Man sieht ebenfalls noch, genau wie auf dem vorherigen Bild, die Staubablagerungen auf der Kameralinse, die den Blick dieser Kamera etwas diffus wirken lässt.

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Abb. 2: Opportunitys tweiter Abstieg bei Paolo's Plunge etwa 6 m weit in Victoria hinein

Hier nun zur Verdeutlichung der Position die Wegstrecke von Opportunity bis zu Sol 1302, dem 23. September 2007:

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Abb. 3: Opportunitys Position an Sol 1302, dem 23. September 2007

Einige weitere Bilder aus dieser Position des Rovers:

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Abb. 4a: Blick zurück mit Radspuren am Kraterrand

Abb. 4b: Blick der Panoramakamera

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Abb. 4c: rückwärtiger Panoramablick

Opportunitys bei Paolo's Plunge

Abb. 4d: hypothetischer Blick auf den Rover an dieser Position von einem etwaigen Beobachter am Kraterrand

Bis Anfang Oktober 2007 war Opportunity etwa 15 m weit in den Krater hineingefahren bis zu dem hellen Felsenband rechts vom Rover in der Abb. 4d, das den beim Meteoreinschlag aufgebrochenen ehemaligen Marsboden vom vormals unter der Oberfläche gelegenen Boden trennt. Diese Grenzschicht war natürlich für die Geologen besonders interessant, so dass der Rover hier eingehende Untersuchungen der Felsen vornahm.

Das nächste Bild zeigt das Untersuchungsgebiet des Rovers zu diesem Zeitpunkt. Opportunity stand dabei am 10. Oktober 2007 mit 25° Neigung auf der Kraterschräge:

Opportunity im

Abb. 5: Opportunity im sog. "Bright Band", der ersten eingehenden Untersuchungsfläche beim Abstieg in den Krater Victoria

Der Blick hoch zum Kraterrand offenbarte dabei phantastische Blicke:

Blick zurück zur Kraterkante

Abb. 6: Blick hoch zurück zur Kraterkante auf den Einstiegspunkt in den Krater Victoria ...

Blick zurück zur Kraterkante

Abb. 7: ... und ein schöner Sonnenaufgang an dieser Stelle

Bis Anfang November 2007 hatte sich Opportunity noch nicht sehr weit innerhalb des Kraters bewegt. Der Rover befand sich zu diesem Zeitpunkt immer noch an der "Bright Band" genannten Stelle und analysierte die Felsen und Bodenschichten an diesem Ort. Das folgende Bild zeigt in 3D (zum Anschauen braucht man eine rotblau-Brille, blau rechtes Auge) sehr schön die Topologie des Kraters an dieser "Duck Bay" genannten, steilen Stelle:

3D Anaglyph der Duck Bay

Abb. 8: 3D-Ansicht der "Duck Bay" aus dem Orbit heraus aufgenommen

Hier der genaue Standort des Rovers an seinem Sol 1329 auf dem Mars ...

Roverstandort an Sol 1329

Abb. 9: Standort von Opportunity bis zu Sol 1329, dem 20.10.2007

... und ein weiterer Blick auf das "Bright Band" an dieser Stelle:

3D Anaglyph der Duck Bay

Abb. 10: zusammengesetzter Ausschnitt aus "Bright Band". Deutlich zu sehen ist der Staub rechts oben auf der Kameralinse, hervorgerufen durch den Staubsturm der letzten Monate

So sah von dieser Stelle aus die direkt nördlich gelegene Klippe "Cape Verde" in Falschfarbendarstellung aus - phantastisch !:

3D Anaglyph der Duck Bay

Abb. 11: Blick auf "Cape Verde", dem nördlichen Rand der "Duck Bay", von "Paolo's Plunge" aus

Am 29. Oktober 2007 feierte Opportunity seinen zweiten Geburtstag auf der Marsoberfläche. Seit der Landung am 25. Januar 2004 waren genau zwei Marsjahre vergangen. Dies entspricht wegen der unterschiedlichen Umlaufzeiten beider Planeten nicht ganz vier Erdenjahren. Ein stolzer Geburtstag !

Hier ein Link zu einer sehr schönen Seite bei www.lyle.org, die interaktiv die Panoramaansichten auf die bisher von Opportunity erforschten Klippen des Victoria-Kraters bietet (Klicken auf das Bild lädt die Seite, Javascript muss aktiviert sein):

Klippenansichten

Abb. 12: Blick auf die bisher erforschten Klippen des Victoria-Kraters. Klicken auf das Bild lädt die Seite

Opportunity bereitete sich ähnlich wie sein Bruder Spirit auf der anderen Marsseite im Gusev-Krater auf den im März 2008 beginnenden dritten Marswinter seit der Landung vor. Nach dem Sandsturm waren die Solarpaneele des Rovers anderes als bei Spirit durch die am und im Victoria-Krater wehenden Winde gut freigeblasen worden, so dass die Stromaufnahme Mitte November 2007 wieder bis auf etwa 650 Wh/Sol stieg, fast so hoch wie bei der Landung. Opportunity befand sich in der Meridianiebene auch ganz in der Nähe des Marsäquators mit einem auch im Winter hoch liegenden Sonnenstand, sodass der dritte Marswinter bei Opportunity keine größeren Energieprobleme - anders als bei Spirit - erwarten liess.

Dafür war bei Opportunity Anfang November 2007 das RAT (Rock Abrasion Tool) ausgefallen. Dieses diente dazu, interessante Felsen sowohl vom aufliegenden Sand freizufegen, als auch kleine Löcher in sie hineinzubohren. Das Tool war in der Vergangenheit schon mehrfach kurz augefallen, dieses mal schien es endgültig zu sein. Das JPL arbeitete eine Prozedur aus, um das RAT wenigstens teilweise weiter einsetzen zu können.

Ende Dezember 2007 tat sich neben aller Routinearbeit des Rovers eine interessante Konstellation auf. Nach aktuellen Messungen der "Near Earth"-Kometenbeobachtungsstationen bestand eine 1:75 Wahrscheinlichkeit für den Aufschlag des Asteroiden "2007 WD5" auf den Mars am 30. Januar 2008. Die letzten Kursbestimmungen des Asteroiden zeigten eine sehr nahe Marspassage von 21.000 km ±1.200 km Entfernung vom Marsmittelpunkt. Wenn denn dieser Aufschlag stattfinden sollte (Marsdurchmesser: 6.800 km), würde er für Spirit am Osthimmel während der Nacht geschehen und damit möglicherweise die Chance einer direkten Beobachtung bieten. Neben der geringen Wahrscheinlichkeit des direkten Aufschlags war natürlich die prekäre Energiesituation an Bord des Rovers ein Hindernis. Während der Nacht befand sich der Rover normalerweise in der "Deep Sleep"-Phase, um Energie zu sparen. Es würde zusätzliche Energie kosten, den Asteroidenaufschlag zu detektieren. Allerdings böte sich eine solche Chance der direkten Beobachtung so schnell nicht wieder. Für Opportunity in der Maridiani-Ebene auf der anderen Marsseite würde der Aufschlag während des Tages tief im Westen geschehen und damit weiter weniger gut beobachtbar sein.

2007 WD5 1. Sichtung

2007 WD5 2. Sichtung

Abb. 13: der 50m Asteroid 2007 WD5 auf den Fotoplatten der Catalina Beobachtungsstation

Mondeinschlag

Abb. 14: Film des Einschlags eines 25cm Asteroiden auf den Mond am 2. Mai 2006

Ein 50 m durchmessender Asteroid wie "2007 WD5", der mit 13.5 km/s auf den Mars auftreffen würde, könnte einen bis zu 800 m großen Krater erzeugen, vergleichbar mit dem Krater Victoria, den Opportunity zur der Zeit erforschte. Das Schauspiel würde auch erheblich heftiger ausfallen als der Einschlag auf den Mond im Mai 2006, bei dem ein nur 25 cm (!) durchmessender Felsbrocken aufgeschlagen ist, siehe obige Abb. 14 vom Mai 2006.

Sollte der Aufprall bei aller Unsicherheit wirklich stattfinden und sollten die Rover ihn nicht mitbekommen, könnten die drei aktiven Orbiter Mars Odyssey, Mars Reconaissance Orbiter oder Mars Express möglicherweise spektakuläre Bilder schiessen.

Anfang des Jahres 2008 konnte durch weitere Messungen der Asteroidenbahn durch verschiedene astronomische Einrichtungen die Bahn von 2007 WD5 weiter verifiziert werden. Leider wurde bestätigt, dass es keinen Einschlag auf dem Mars geben würde. Der Asteroid passierte den Mars in etwa 26.000 km Entfernung von der Oberfläche, haarscharf, aber leider daneben.


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Letzte Änderung am 20.01.2008