Bei Opportunity machten sich Ende Juli/Anfang August 2008 ähnliche Ausfallerscheinungen bei einem der Rädern bemerkbar, wie sie schon 2006 bei Spirit aufgetreten waren. Am 31. Juli 2008 war es im Motor des vorderen linken Rades zu einer Strom-Spannungsspitze wie schon bei Spirit vor zwei Jahren gekommen. Damals fiel kurz nach diesem Vorfall das Rad bei Spirit komplett aus und der Schwester-Rover konnte seitdem nur noch unter Hinterherziehen seines rechten Vorderrades rückwärts durch den Gusev Krater bewegt werden. Für Opportunity in seiner momentanen Position in sandigem Untergrund auf einer stark geneigten schiefen Ebene im Victoria-Krater wäre so etwas fatal. Daher beschloß die NASA zu Beginn des Monats August 2008, die Annäherung an Cape Verde abzubrechen und den Rover so schnell wie möglich aus dem Krater Victoria hinauszubewegen. In der Meridiani-Ebene könnte sich Opportunity auch mit einem eventuell bald ausfallendem Vorderrad wie Spirit weiterbewegen, im Krater Victoria wäre dies nicht möglich.
Wie sich herausstellte, war dies so einfach nicht möglich, denn zu der Zeit des Problems befand sich Opportunity in unmittelbarer Nähe zur Klippenunterkante der Cape Verde-Klippe und steckte in loser, sandiger Umgebung schon seit einiger Zeit mehr oder weniger fest. Dazu kam, dass wegen der Nähe zur Klippe das Rover-Oberdeck an Teilen des Tages im Schatten lag, was einige Probleme mit der Stromversorgung nach sich zog. Allerdings war Opportunity im Vergleich zu Spirit immer noch in der besseren Position, die mittlere Tages-Strommenge belief sich auf etwas unter 360 Wh/Tag und reichte für die zu der Zeit benötigten Stromverbraucher aus.
Anfang August 2008 begann der mühevolle Weg des Herausfahrens aus dem Victoria Krater. Angedacht war eine Ausstiegsposition wie beim Hineinfahren in den Krater vor nunmehr fast einem Jahr am 11. September 2007 bei Paolo's Plunge. Bis dahin mußte allerdings erst einmal festes Gelände gefunden werden. Die folgenden Bilder zeigen einige Impressionen aus der Zeit von Anfang bis Mitte August 2008 beim Bemühen, den Rover für den Ausstieg wieder auf festes Gelände zu bugsieren:
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Abb. 1a: Blick zurück an Sol 1612 in die Mitte des Victoria-Kraters bei tiefstehender Abendsonne. Der Rover steht im Schatten und man sieht deutlich den durch die Räder bei verschiedenen Positionswechseln aufgewühlte Boden. Der immerhin fast 180 kg schwere Rover bewegte sich wie auf einem tiefsandigen Sandstrand und kam nur sehr mühsam voran. Vortrieb war teilweise nur zentimeterweise zu erreichen und das Ganze erwies sich als sehr mühsam. Rechts im Bild sieht man das linke Hinterrad zur Hälfte im feinkörnigen Sand feststecken. |
Abb. 1b: Opportunity hatte an Sol 1617 Mitte August 2008 zumindest mit den Vorderrädern wieder festen Boden unter den Rädern, wie der Blick krateraufwärts an diesem Tag zeigte. Das Bild zeigt auch noch etwas: Der Instrumentenarm liess sich wegen des beschädigten Schultergelenks seit April 2008 nicht mehr einfahren und Opportunity bewegte sich also bei permanent ausgefahrenem Arm vorwärts. Dies mußte bei der Schrägstellung des Rovers in die Bewegungsoptionen mit berücksichtigt werden, um den Rover und seinen Arm nicht zu gefährden. |
Es gab allerdings auch fantastische Ansichten. Die Rover-Fahrer bemühten sich Mitte August, einige spektakuläre Ansichten zu liefern, indem sie den Rover bei abendlich tiefstehender Sonne in den Krater hineinblicken liessen. Dies ergab einige tolle Aufnahmen:
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Abb. 2a: Blick zurück am 12. August 2008 bei tiefstehender Abendsonne um 16:35 Uhr. |
Abb. 1b: Das ganze in 3D. Für den optimalen Blick ist eine rot-grün Brille erforderlich. |
Insgesamt kam Opportunity langsam aber sicher voran. Hier einige weitere Bilder von der vorderen Kamera auf den Kraterrand von Victoria bei Paolo's Plunge am 15. August 2008:
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Abb. 3: die Fahrt bergauf kam langsam voran. Hier einige Ansichten aus dieser Periode. |
Die anderen Instrumente des Rovers lieferten weiter unaufhörlich Daten. Hier die Beobachtung von hochfliegenden Eiswolken über dem Victoria-Krater:
Opportunity bewegte sich krateraufwärts und hatte an Sol 1630, dem 24. August 2008, seinen ursprünglichen Einstiegspunkt in den Victoria-Krater von Sol 1291 fast wieder erreicht. Damit war der Rover bereits seit fast einem Erdenjahr im Innern des Victoria-Kraters:
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Abb. 5: Wegstrecke von Opportunity bis Sol 1630 |
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Abb. 6: Blick auf den Kraterrand an Sol 1630 am Einstiegspunkt. Man sieht die Spuren, die Opportunity bei der Einfahrt in den Krater vor fast einem Jahr hinterlassen hat. |
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Abb. 7: 3D-Blick zurück von dieser Stelle. Man sieht hier ebenfalls die Spuren von Opportunity bei seiner Fahrt zum Fuß von Cape Verde |
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Abb. 8: 3D-Blick auf den Kraterrand. Opportunity ist am 27. August 2008 fast wieder raus ! |
An Sol 1634, dem 29. August 2008, war Opportunity schließlich wieder in die Meridiani-Ebene aufgestiegen und hatte das Innere des Victoria-Kraters verlassen:
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Abb. 9a: Blick nach hinten an Sol 1634, dem 29. August 2008: Opportunity ist zurück in der Meridianus-Ebene ! |
Abb. 9b: entsprechender Blick nach vorn. Da Opportunity sich rückwärts bewegt, gibt es hier einen schönen Blick zurück auf das Operationsgebiet des letzten Jahres. |
Eine ästhetisch sehr schöne, aber so nicht wirklich auf dem Mars mögliche Landschaftsaufnahme des Benutzers "Ant103" von UMSF zeigt die vor Spirit liegende weite Meridiani-Ebene mit allen Tricks der digitalen Fotobearbeitung in voller Schönheit:
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Abb. 10: Blick vom Victoria-Rand in die Meridiani-Ebene. Die Spuren der Ankunft des Rovers vor mehr als zwei Jahren verlieren sich geradeaus am Horizont, während die Spuren ab- und eingehend nach rechts verschwinden, die Opportunity nach seiner Ankunft beim ersten Abfahren des Kraterrandes vor mehr als einem Jahr zurückließ. |
Opportunity hatte anders als sein Schwesternraumschiff Spirit auf der anderen Marsseite Ende August 2008 das Glück, dass zwei kurz nacheinander über den Rover hinweggegangene Windböen einen Großteil der Staubbedeckung von den Solarpaneelen wegbliesen. Dadurch verbesserte sich die Stromversorgung erneut ganz entscheidend: Die täglich zur Verfügung stehende Energiemenge erhöhte sich auf 620 Wh/Tag, fast so viel, wie sie bei der Landung vor mehr als 4 Jahren betragen hatte ! Damit war am 3. September 2008, an Sol 1640 von Opportunity auf der Mars-Oberfläche, alles bestens vorbereitet für weitere Unternehmungen.
Wie diese Unternehmungen aussehen würden, zeichnete sich am 19. September 2008 auf einer Pressekonferenz ab, bei der nach schon im Februar 2008 aufgekommenen Gerüchten endgültig bekannt gegeben wurde, wohin sich Opportunity als Nächstes wenden würde: Richtung Südosten vom aktuellen Standpunkt aus gesehen zum 12 km entfernten riesigen Krater Ithaca, der von der NASA dazu in "Endeavour" (=="Versuch") umgetauft wurde. Ein sehr ehrgeiziges Unternehmen, von dem natürlich bei Weitem unsicher war, ob es gelingen könnte. Mit den aktuellen Softwareanpassungen, was das autonome Bewegungssystem des Rovers betraf, den Erfahrungen der Roverfahrer, und den aktuell überaus erfreulichen Stromversorgungswerten wurde die 12 km lange Reise auf eine Dauer von etwa 1 bis 2 Jahre terminiert - sofern sonst nichts Nachteiliges geschehen würde (z.B. Problem "Räder").
Hier ein bildlicher Eindruck vom beabsichtigten Unternehmen:
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Abb. 11: Victoria und Ithaca in einem Bild. Die Entfernung zum neuen Zielkrater von etwa 12 km ist im Vergleich zur bisher zurückgelegten Wegstrecke (oben links die kleine gelbe Linie) schon sehr gewaltig. |
Ithaca (== "Endeavour") konnte vom Rover aus bereits im Februar 2007 gesehen werden, als sich Opportunity noch auf seiner Reise in den nördlichen Bereichen um den Krater Victoria herum befand. Im Folgenden ist eine Aufnahme des südöstlichen Kraterrandes von Victoria zu sehen. Besonders in der vergrößerten Ansicht der Abbildung 12 (Klick auf das Bild !) zeigt sich am oberen Bildrand in den Bereichen A, B und C das nördliche und westliche (A und B), sowie das östlichen Kraterrandgebirge von Ithaca in der Mitte (C):
Mit Hilde der HiRISE-Hochauflösungsaufnahmen von Mars Reconnaissance Orbiter konnte das Unternehmen gelingen, denn es war nun anders als kurz nach der Landung des Rovers möglich, gezielt detaillierte Aufnahmen der Wegabschnitte zu erhalten, um das Gelände im Vorfeld auf seine Schwierigkeiten hin abklopfen zu können.
Letzte
Änderung am 10.09.2008