Nach der Befreiung aus "Tartarus" setzte Spirit seine Fahrt ohne weitere Unterbrechungen zum Nordrand der Home Plate hin fort. Die Fahrtstrecke am 13. Dezember 2007 zeigt das folgende Bild:
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Abb. 1: Fahrtstrecke des Rovers bis zu Sol 1399, dem 10. Dezember 2007 |
Spirit gelangte mit Erreichen der Nordkante der Home Plate in ein Gebiet, das der Rover bereits vor mehr als 630 Tagen bei seinem ersten Vorstoß zur Home Plate erkundet hatte. Das nächste Bild zeigt einen Vergleich dieses Gebietes aufgenommen mit einer Zeitdifferenz von 630 Tagen. Die roten Punkte und Kreise bezeichnen einige identische Geländemerkmale in beiden Bildern. Das untere Bild zeigt die Situation an Sol 767 bei der ersten Vorbeifahrt an der Home Plate, das obere Bild das gleiche Gebiet gesehen von Spirit auf der Home Plate an Sol 1400:
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Abb. 2: Sicht auf den gleichen Bereich des Nordrandes der Home Plate aufgenommen mit 630 Tagen Zeitunterschied |
Am oberen Bild der Abb. 2 fällt besonders auf, dass die Spuren des Rovers von Sol 767 aus dem unteren Bild komplett verschwunden sind ! Dies bedeutet, dass auch an dieser Stelle auf der Marsoberfläche Winde wehen, die zu Veränderungen auf der Oberfläche führen können. Damit bestand durchaus eine realistische Chance, dass durch einen Windreinigungseffekt wie bei Opportunity auf der anderen Marsseite bereits mehrfach passiert, die Deckoberfläche von Spirit zumindest wieder teilweise gereinigt werden könnte. Dadurch könnte sich die prekäre Energielage des Rovers möglicherweise verbessern.
Das nächste Bild zeigt ganz besonders deutlich, wie verschmutzt die Solarpaneele von Spirit Anfang Dezember 2007 waren. Durch diese Abschwächung des Sonnenlichtes war die tägliche Energieaufnahme des Rovers auf um die 300 Wh/Tag gesunken, wodurch es im bevorstehenden Mars-Südwinter zu einer kritischen Lage kommen könnte:
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Abb. 3: Aufnahme des Roverdecks am 09. Dezember 2007 |
Das Bild zeigt, dass eine "Tarnabdeckung" des Solarpaneele stattgefunden hat, die bei einem Blick von oben den Rover nahezu vollkommen unsichtbar im Vergleich zu seiner Umgebung werden lässt. Im sauberen Zustand wären die Solarpaneele tiefschwarz und würden das Sonnenlicht optimal absorbieren. Ein ernstes Problem für die Energieversorgung !
Die Absicht war, Spirit während des Südwinters auf dem Mars an einer Stelle auf die Kante der Home Plate zu bewegen, bei der er 20-25° in Richtung Norden geneigt das Sonnenlicht senkrecht aufnehmen konnte. In diesem Bereich der Home Plate gab es entsprechende Bereiche, wie das nächste Bild verdeutlicht:
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Abb. 4: Bereich aus der Nordkante der Home Plate in Farbe. Ein möglicher "Winter Heaven" für Spirit für die nächsten Monate. |
Am 22. Dezember 2007, an Sol 1405, erreichte Spirit die Kante der Home Plate, die er an Sol 768 vor zwei Erdjahren (oder einem Marsjahr) bereits schon einmal passiert hatte. Die Energiesituation des Rovers war zu diesem Zeitpunkt sehr kritisch. Die tägliche Energieaufnahme war wegen des Staubs auf den Solarpaneelen auf etwa 250 Wh/Tag gesunken. Dies befand in der Nähe der Minimalversorgung und erlaubte es gerade so, die Grundfunktionen des Rovers beizubehalten. Das nächste Übersichtsbild zeigt die Wegstrecke des Rovers bis zu diesem Zeitpunkt:
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Abb. 5: Wegstrecke des Rovers an Sol 1405 |
Spirit wurde auf der schrägen Kante mit Neigung nach Norden geparkt. Am 22. Dezember wurde die Schräglage auf 13° festgelegt, mit der Absicht, diese bei weiterer Tiefstellung der Sonne durch weiteres Hinabfahren an dieser Stelle schrittweise erhöhen zu können. Durch diese Maßnahme verbesserte sich die Energiebilanz des Rovers von 260 Wh/Tag auf 291 Wh/Tag. Es blieb abzuwarten, ob dies für den langen Winter reichen würde. Die nächsten Bilder zeigen den Standort des Rovers an "WH3", seinem "Winter Heaven 3" ...
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Abb. 6: Eingezeichneter Standort von Spirit an Sol 1405 auf einem Bild von Sol 768, das der Rover bei seiner ersten Passage dieser Stelle aufgenommen hatte. |
Der aktuelle Blick des Rovers an dieser Stelle zeigt die nächste Abbildung. Es fällt auf, dass von den zwei Erdjahren alten Spuren der ersten Passage an dieser Stelle nichts mehr zu sehen ist. Es sind nur noch die wenige Tagen alten Spuren des letzten Wegstückes im linken Teil des Bildes sichtbar.
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Abb. 7: Blick vom "Winter Heaven 3" nach Westen an Sol 1405, dem 22. Dezember 2007 |
Ende Dezember 2007 tat sich eine interessante Konstellation auf. Nach aktuellen Messungen der "Near Earth"-Kometenbeobachtungsstationen bestand eine 1:75 Wahrscheinlichkeit für den Aufschlag des Asteroiden "2007 WD5" auf den Mars am 30. Januar 2008. Die letzten Kursbestimmungen des Asteroiden zeigten eine sehr nahe Marspassage von 21.000 km ±1.200 km Entfernung vom Marsmittelpunkt. Wenn denn dieser Aufschlag stattfinden sollte (Marsdurchmesser: 6.800 km), würde er für Spirit am Osthimmel während der Nacht geschehen und damit möglicherweise die Chance einer direkten Beobachtung bieten. Neben der geringen Wahrscheinlichkeit des direkten Aufschlags war natürlich die prekäre Energiesituation an Bord des Rovers ein Hindernis. Während der Nacht befand sich der Rover normalerweise in der "Deep Sleep"-Phase, um Energie zu sparen. Es würde zusätzliche Energie kosten, den Asteroidenaufschlag zu detektieren. Allerdings böte sich eine solche Chance der direkten Beobachtung so schnell nicht wieder. Für Opportunity auf der anderen Marsseite würde der Aufschlag während des Tages tief im Westen geschehen und damit weiter weniger gut beobachtbar sein.
Ein 50 m durchmessender Asteroid wie "2007 WD5", der mit 13.5 km/s auf den Mars auftreffen würde, könnte einen bis zu 800 m großen Krater erzeugen, vergleichbar mit dem Krater Victoria, den Opportunity zur Zeit erforscht. Das Schauspiel würde auch erheblich heftiger ausfallen als der Einschlag auf den Mond im Mai 2006, bei dem ein nur 25 cm (!) durchmessender Felsbrocken aufgeschlagen ist, siehe obige Abb. 9 vom Mai 2006.
Sollte der Aufprall bei aller Unsicherheit wirklich stattfinden und sollten die Rover ihn nicht mitbekommen, könnten die drei aktiven Orbiter Mars Odyssey, Mars Reconaissance Orbiter oder Mars Express möglicherweise spektakuläre Bilder schiessen.
Anfang des Jahres 2008 konnte durch weitere Messungen der Asteroidenbahn durch verschiedene astronomische Einrichtungen die Bahn von 2007 WD5 weiter verifiziert werden. Leider wurde bestätigt, dass es keinen Einschlag auf dem Mars geben würde. Der Asteroid passierte den Mars in etwa 26.000 km Entfernung von der Oberfläche, haarscharf, aber leider daneben.
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Änderung am 25.12.2007