Spirit auf der Home Plate


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Anfang September 2007, nach dem Abflauen des globalen Sandsturms auf der südlichen Hemisphäre, stieg die Energieausbeute von Spirit dauerhaft wieder soweit an, dass weitere Aktivitäten des Rovers möglich wurden. Spirit hatte die letzten Wochen im Ruhezustand im "Silica Valley" verbracht und auf besseres Wetter gewartet. An Sol 1304, dem 04. September wurde dann damit begonnen, den Rover auf die Home Plate heraufzubewegen.

Das folgende Bild zeigt eine 3D-Aufnahme des Zielgebietes, aufgenommen von Mars Reconaissance Orbiter aus dem Orbit heraus. Das Bild zeigt sehr schön die Topologie dieses recht zerklüfteten Gebietes:

3D-Blick aus dem Orbit von der Home Plate

Abb. 1a: 3D-Aufnahme der Home Plate-Region (mit einer rotblau-Brille zu betrachten !)

Hier das entsprechende Bild mit den Bezeichnungen der herausragenden Punkte dieses Bereiches im Gusev-Krater:

Home Plate Region mit Wegmarkierungen

Abb. 1b: gleiche Region wie vorheriges Bild mit Wegmarkierungen

Abbildung 2 zeigt das Bild an Sol 1304, vor Fahrt hinauf auf die Home Plate. Spirit hatte sich fast 2 Monate lang nicht mehr bewegt und den Sandsturm 'ausgesessen'. Bemerkenswert hier ist die hexagonale Struktur in der Oberfläche des "Silica Valley", die eindeutig auf vulkanischen Ursprung hinweist. Hier ist über längere Zeit eine vulkanische Blase durch Verwitterung abgebaut worden:

Spirit vor Aufstieg auf die Home Plate

Abb. 2: Position von Spirit an Sol 1304 mit Blick nach Süden vor der Fahrt auf die Home Plate rechts im Bild

An Sol 1312, dem 10. September 2007, war die Home Plate im zweiten Anlauf erklommen, nachdem der erste Anlauf wegen durchdrehenden Rädern gescheitert war. die nächste Abbildung zeigt das entsprechende Panorama mit Blick nach Süden:

Spirit vor Aufstieg auf die Home Plate

Abb. 3: Position von Spirit an Sol 1310 mit Blick nach Süden. Die Home Plate ist erklommen !

Spirit bewegte sich auf der Home Plate zunächst 30 m Richtung Südwesten. Das Übersichtsbild der Roverposition zu diesem Zeitpunkt an Sol 1323, dem 23. September 2007, war dies:

Spirit auf der Home Plate

Abb. 4: Übersichtsbild der Roverposition an Sol 1323

und die farbige Aussicht zu diesem Zeitpunkt zeigt die nächste Abbildung 5:

Spirit auf der Home Plate

Abb. 5: Position von Spirit an Sol 1323 mit (Farb-) Blick nach Süden.

Der sich abschwächende Sandsturm hatte zur Folge, dass sich der Staub der Atmosphäre auch auf dem Rover niederschlug und die Aufnahme von Energie über die Solarpaneele abgeschwächt wurde. Dass es sich um eine recht erhebliche Menge Staub handelte, zeigt eindrucksvoll das nächste Bild. Hier zieht der Rover beim Aufstieg auf die HomePlate eine kleine Sandspur auf felsigem Untergrund hinter sich her, die vom aus den Rädern herausrieselnden Niederschlägen bestand:

Sandspur

Abb. 6: Staubspur des Rovers auf felsigem Untergrund.

Der massive Staubniederschlag aus der Atmosphäre hatte allerdings auch zu einer erheblichen Verbesserung der Sicht beigetragen, wie das nächste Bild zeigt. Das über 2 km hohe Randgebirge des Gusev-Kraters in über 80 km Entfernung ist im Süden schon wieder recht gut zu sehen:

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 7: Rand des Gusev Kraters in 80 km Entfernung

Bis Mitte Oktober war Spirit bis ganz an das südliche Ende der Home Plate gefahren, um dort eingehend die Felsen an dieser Stelle zu untersuchen, die ein Zeugnis darüber ablegten, dass in dieser durch Vulkanismus entstandenen Formation (die Home Plate ist der Überrest einer ehemaligen vulkanischen Gasblase) tiefgreifende und heftige Reaktion mit Wasser statttgefunden haben müssen.

Die nächsten Bilder zeigen Bilder der Umgebung des Rovers vom 10. Oktober 2007:

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 8a: Blick zurück nach Norden auf den Husband Hill mit der dunklen, vorgelagerten Düne Düne "El Dorado", die der Rover bereits im Januar 2006 an Sol 704 passiert hatte ...

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 8b: ... und der umgekehrte Blick nach Süden auf den Rand des Gusev Kraters

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 9: Teil des am südlichen Rand der Home Plate liegenden Vorgebirges "SW Ridge" (zur Lage siehe auch Bild 4 oben auf der Seite) als Teil einer hochaufgelösten Panoramaaufnahme (oben rechts: "Shark's Tooth")

Bis Ende Oktober 2007 bewegte sich Spirit entlang der Südkante der Home Plate nach Westen. Im nächsten Bild ist die Wegstrecke des Rovers bis 31.10.2007 zu sehen:

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 10: Wegstrecke von Spirit bis zu Sol 1359, dem 20. Oktober 2007

An der am weitesten im Westen gelegenen Stelle wendete der Rover an Sol 1350 und fuhr zurück nach Osten, um einen Abstieg von der Home Plate zu finden. Hier ein Blick nach Westen auf die Wendemarke:

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 11: Blick zurück auf die Wendestelle des Rovers auf der Home Plate an Sol 1350

Spirit näherte sich seinem dritten Winter im Gusev-Krater und hatte seit dem globalen Sandsturm im Juli/August/September 2007 Probleme mit der Energieversorgung. Anfang Oktober 2007 war er genau zwei Marsjahre lang auf der Marsoberfläche unterwegs, die Landung auf dem Mars hatte am 5. Januar 2004 stattgefunden.

Mit der Abschwächung des Sturms schlugen sich große Mengen Staub aus der Atmosphäre nieder, natürlich auch auf den Rover. Anders als bei Opportunity auf der anderen Marsseite, wo sich um den Krater Victoria herum kräftige Winde bemerkbar machten, die den Rover immer wieder freibliesen, war am Standort von Spirit die Winddynamik im Tal zwischen McCool Hill und Husband Hill eher gering. Die auf den Sonnenzellen abgelagerten Staubmengen schwächten das Sonnenlicht ab, so dass Mitte November 2007 die täglich aufgenommene Energiemenge nur um die 350 Wh/Sol betrug, und das trotz einer Durchsichtigkeit der Atmosphäre von etwa τ=0.70. Dies war zwar für das Überleben des Rovers ausreichend, jedoch im Hinblick auf den heraufziehenden Winter der Südhalbkugel durchaus kritisch.

Spirit befand sich im Gusev-Krater etwas südlich des Marsäquators und für den Rover würde der niedrige Sonnenstand im Südwinter ein Problem sein, anders als bei Opportunity, der nahezu genau am Äquator gelandet war. Für Spirit war im ersten Marswinter 2004/2005 die mittlere Stromaufnahme über die Solarpaneele etwa 350 Wh/Tag, im zweiten Marswinter wegen der zunehmenden Verschmutzung nur etwa 250 Wh/Tag. Im zweiten Marswinter vor mehr als einem Erdenjahr hatte Spirit auf der nach Süden geneigten "Low Ridge" etwas schrägstehend den Winter einigermassen intakt überlebt. Für den bevorstehenden 3. Marswinter war die Auswahl des geeigneten Ortes mit entsprechender Schrägstellung des Rovers umso mehr von Bedeutung. Ab März 2008 mit Beginn des Südwinters auf dem Mars würden ebenfalls die ohnehin niedrigen Temperaturen im Gusev-Krater weiter kräftig sinken, was automatisch einen höheren Energieverbrauch für die verschiedenen OnBoard-Heizungen des Rovers nach sich zöge. Das JPL ging davon aus, dass für ein Überleben des dritten Marswinters Spirit eine durchschnittliche Energiemenge von mindestens 200-250 Wh/Sol benötigen würde. Dies konnte bei den gegebenen Werten für die Energieaufnahme nur durch eine Neigung von 20-25° gegen die Sonne erreicht werden.

Geplant war Ende des Monats Oktober 2007 daher, ihn in der Nähe der "Goddars / von Braun"-Erhebung (siehe Abb. 1b auf dieser Seite) überwintern zu lassen. Diese markante Erhebung südlich der Home Plate - es handelt sich um die Überreste einer kleinen Vulkanöffnung - sah vom Rand der Home Plate aus aufgenommen so aus:

Blick auf 'von Braun'

Abb. 12a: Blick auf "von Braun" von der am weitesten westlich gelegenen Position auf der Home Plate aus

Blick auf

Abb. 12b: Blick auf 'von Braun' - Nahaufnahme

Blick auf

Abb. 12c: 3D-Aufnahme von 'von Braun', aufgenommen vom Rand der Home Plate (rotblau-Brille erforderlich !). Hier sieht man sehr schön die zerklüftete Topologie.

Zur Zeit des Südsommers steht die Sonne an der Position von Spirit mittags 85.5° über dem Horizont. Zur Zeit der Wintersonnenwende, etwa 300 Erdentage später, sind dies nur noch etwa 50° ! Dies war für Spirit ein grosses Problem, denn die Solarpaneele waren mittlerweile, auch durch den globalen Sandsturm der letzten Monate, hochgradig verschmutzt (siehe Abb. 13a im folgenden Bild) und die Thermik im Gusev Krater machte einen staubreinigenden Windstoss nicht sehr wahrscheinlich. Der Rover kämpfte Endes des Jahres 2007 mit diesem Problem und mit seinem seit dem Frühjahr 2006 auf dem Weg zum McCool Hill blockierten rechten Vorderrad. Letzteres war die Ursache dafür, dass der Rover nur noch rückwärts einigermaßen kursgenau gesteuert werden konnte. Allerdings waren größere Steigungen für den Rover deshalb ein unüberwindbares Problem, sodass er nicht einfach die "von Braun"-Erhebung herauffahren konnte. Die Region zwischen Home Plate und "von Braun" war dazu noch unerforscht und ein weiteres Problem machte sich bemerkbar: das festsitzende Roverrad schliff sich auf dem harten Basaltboden ab, es zeigten sich Ende Oktober 2007 Abriebspuren des Rades auf der Planetenoberfläche, Aluminiumspäne wurden sichtbar (siehe Abb. 13b, ein Klick auf das Bild zeigt eine vergrößerte Ansicht). Die damit einhergehende Abplattung des fehlerhaften Rades erhöhte den Reibungswiderstand für die anderen Räder weiter, sodass der Rover auch kleinere Steigungen und vor allen Dingen sandige Bereiche nur noch unter großen Gefahren würde bewerkstelligen können.

Staubablagerungen auf den Solarpaneelen

Abriebspuren des festsitzenden Vorderrades

Abb. 13a: Staubablagerungen auf dem Deck von Opportunity Ende Oktober 2007

Abb. 13b: Aluminiumabrieb des festsitzenden Vorderrades

Aus diesen Gründen beschloß man im Oktober 2007, die weitere Erforschung der Home Plate abzubrechen, an einer im Süden dieser geologischen Formation gelegenen günstigen Stelle wieder auf den Marsboden hinabzufahren und in Richtung "von Braun/Goddard" (siehe Abb 1b. auf dieser Seite) loszusteuern. Vor dem heraufziehenden Südwinter sollte dort eine nach Süden geneigte Fläche gefunden werden, auf der der Rover, analog zum letzten Marswinter an der "Low Ridge", mit nach Süden geneigten Solarpaneelen würde überwintern können.

Die Blicke in die Gegend vom Rande der Home Plate aus waren nichtsdestotrotz zum Ende des Monats Oktober 2007 spektakulär. Im Folgenden einige Ausschnitte aus dem Panoramabild, das Spirit von dieser herausgehobenen Position aus aufnahm. Es zeigt nicht nur die Topologie der Gegend, sondern auch den Marshimmel bis hinauf in den Zenit mit der Sonne und einigen hell leuchtenden, größeren Sternen, einfach fantastisch !

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 14a: Blick von Rand der Home Plate nach Norden auf den "Husband Hill" und die Düne "El Dorado"

Blick auf den Gusev Rand

Abb. 14b: Blick von Rand der Home Plate nach Süden auf die "SW Ridge" im Vordergrund und den "McCool Hill" im Hintergrund

Anfang November 2007 wurde die Planung des Ortes für eine sichere Überwinterung der Rovers erneut komplett umgeworfen. Anhand weiterer Analysen des Geländes zwischen der Home Plate und "von Braun/Goddard" und der Problematik mit dem blockierten Vorderrad setzte sich beim JPL offenbar die Fraktion durch, die für die Fahrt zu einem sicheren Überwinterungsort plädierte, anstatt das Risiko einer zeitkritischen Fahrt durch unerforschtes Gelände zu wagen. Es wurde neu beschlossen, Spirit an der nördlichen Abbruchkante der Home Plate für den bevorstehenden Marswinter (Beginn ab März 2008) zu parken, an einem Ort der bekannt war, da der Rover ihn bei seinem Vorstoss zur Home Plate schon vor mehr als 600 Tagen durchquert hatte. So wurde an Sol 1359 der Kurs wiederum komplett gewechselt und der Kurs in Richtung Nordkante der Home Plate gesetzt, siehe nächstes Bild:

RouteMap bis Sol 1363

Abb. 15: Wegstrecke von Spirit bis zu Sol 1363, dem 3. November 2007

An Sol 1366, dem 7. November 2007 bot sich Spirit von der Westkante der Home Plate aus auf seiner Fahrt nach Norden folgender Blick nach Süden und Westen auf den bis zu 2 km hohen Rand des Gusev-Kraters in etwa 80 km Entfernung:

Blick nach S an Sol 1366

Abb. 16: Blick nach Süden und Westen an Sol 1366, dem 7. November 2007

Der Rover wurde mit großer Eile nach Norden bewegt. Am 15. November 2007 befand er sich nur noch etwas südlich von dem Punkt, an dem er vor über 600 Sols auf die Home Plate getroffen war. Das JPL maß dem Energieproblem offenbar große Bedeutung bei und versuchte, den Überwinterungsplatz am Nordrand der Home Plate so schnell wie möglich zu erreichen. Das folgende Bild zeigt die zurückgelegte Wegstrecke bis zum 14. November 2007:

RouteMap bis Sol 1373

Abb. 17: Wegstrecke von Spirit bis zu Sol 1373, dem 14. November 2007

Spirits Solarzellenpaneele setzten sich immer mehr mit aus der Atmosphäre niedergehendem Staub zu. Mitte November 2007 lag die mittlere Energieausbeute pro Tag nur noch um die 300 Wh, ein Wert, bei dem während des globalen Sandsturms vor 3 Monaten um das Überleben des Rovers gefürchtet worden war. Das Erreichen der nach Norden abfallenden Kante der Home Plate wurde immer dringlicher, um die während des Marswinter immer tiefer steigende Sonne durch entsprechende enteggengesetzte Neigung ausgleichen zu können.

Ende November 2007 passierte ein ernstes Malheur. Der Rover fuhr sich an Sol 1375 auf der Home Plate in einer kleinen Senke namens "Tartarus" fest ! Es handelte sich um eine lediglich 25 cm tiefe Einbuchtung in der ansonsten felsigen Oberfläche, in die der Rover hineinfuhr. Er landete in losem Sand und konnte wegen seines blockierten Vorderrades nicht mehr heraus, weil sich die verbleibenden Räder in der losen Staubschicht durchdrehten. Für über 20 Tage saß der Rover fest und die Steuerleute konnten ihn nicht befreien. Zusätzlich problematisch war, dass aufgrund der prekären Energielage nur 20 - 30 Minuten pro Tag gefahren werden konnte, die restliche Zeit des Tages wurde zum Aufladen der Batterien benötigt. Außerdem saß der Rover nahe am steilen Rand der Home Plate fest, wo nicht voll manövriert werden konnte, um ein Herunterstürtzen an der an dieser Stelle recht steilen Kante zu vermeiden. Das folgende Bild zeigt die kleine Senke, nachdem der Rover sie nach über drei Wochen vergeblicher Befreiungsversuche wieder verlassen hatte:

< Tartarus

Abb. 18: Blick zurück auf die Sandfalle "Tartarus"

Dieses Bild zeigt besonders eindrucksvoll, wie tief die Senke Tartarus eigentlich ist. Man hatte sie wohl etwas unterschätzt:

< Tartarus

Abb. 19: Blick zurück auf die Sandfalle "Tartarus"

Hier eine Nahaufnahme der durch die verschiedenen Befreiungsversuche erzeugten tiefen Spuren im Sand von Tartarus:

< Tartarus

Abb. 20: Furchen im Sand: Befreiungsversuche aus "Tartarus"

Anfang Dezember 2007 hatte der Rover sich wieder aus Tartarus befreit und seine Fahrt zur Nordkante der Home Plate fortgesetzt, um dort mit Beginn des Marswinters nach Norden zur Sonne hin geneigt die Zeit des abnehmenden Sonnenlichtes überstehen zu können.


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Letzte Änderung am 13.12.2007